Liebes Tagebuch,
auf der Suche nach einem geeigneten Partyspiel reiste ich heute nach Löwenstein. Auf der großen Piazza wurden mir vier Spiele angeboten, die ich doch unbedingt einmal ausprobieren sollte. Das Krebs-Wurfspiel und der Refugiums-Sprint konnten bei mir nicht punkten, weshalb sie auch nicht in die engere Wahl kamen. Damit blieben also noch die Fasskeilerei und der Südlicht-Überlebenskampf.
Die Fasskeilerei machte mir sehr viel Spaß: Über das Eis zu schlittern und seinem Gegenspieler eins über die Mütze zu hauen, damit Sie ausrutschten – Klasse Spielprinzip. Das könnte auf einer Party bestimmt witzig werden, vor allem je später der Abend und umso tiefer die Gläser würden. Schon bei der Vorstellung, wie wir alle auf dem Eis herumstolpern und andauernd hinfallen, muss ich anfangen zu lachen. Das sähe bestimmt urkomisch aus.
Nach einer kleinen Verschnaufpause probierte ich mich dann im Südlicht-Überlebenskampf und ich muss sagen: Für mich als Bibliotheksabenteurerin war dieses Spiel das absolute Highlight. Ein Überlebenstraining in der Südlichtbucht mit Spiel, Spaß und ganz viel Spannung … Es fesselte mich so sehr, dass ich den ganzen Tag damit verbrachte, die Insel zu erkunden und meine Feinde mit einem gezielten Bogenschuss oder im Nahkampf mit einer Holzplanke auszuschalten.
Als wir zu Beginn der ersten Runde am Lagerfeuer zusammenkamen, wusste ich noch nicht so recht, was mich erwartete. Und ehe ich mich versah, wurde ich auch schon mit einem Pfeil ausgeknockt. Ein Glück also, dass man zu Beginn der Runde eine zweite Chance bekommt. Ich durfte erneut einsteigen und wurde auf einer alten, vermoderten Ruine wiederbelebt, von der ich eine tolle Aussicht hatte. Leider stand ich dort aber auch wie auf dem Präsentierteller. Schnell kletterte ich herunter, nachdem oben alles Wichtige eingesammelt war. Ich bin wirklich froh, dass ich trotz meiner Forscherkarriere in einer einigermaßen akzeptablen körperlichen Verfassung bin. Andernfalls hätte ich das wohl nicht so einfach bewältigen können. Als ich von der Ruine heruntergestiegen war, schaute ich mich erst einmal um, ob jemand meinen eleganten Abstieg – zwei Beinaheabstürze eingeschlossen – beobachtet hatte. Dem schien nicht so und so konnte ich mich auf den Weg machen, um das nächste Lager zu plündern. Während ich die Vorräte durchstöberte, schlich sich doch tatsächlich eine große Charrdame hinterrücks an mich heran. Zu ihrem Unglück trat sie dabei jedoch auf einen Ast, der die trügerische Ruhe störte. Ich fuhr sofort herum, meinen Bogen im Anschlag, und sah mein Ziel wie eingefroren dastehen. Ihr Gesicht war klasse – man konnte den Unmut darüber, dass es ihr nicht gelungen war sich anzuschleichen, in ihrem Gesicht ablesen. Da sie noch weit genug entfernt war, konnte ich in aller Ruhe zielen und, nachdem sie meinem ersten Pfeil mit Bravour ausgewichen war, traf sie mit meinem zweiten Schuss, der sie ausknockte.
Nach diesem ersten Erfolgserlebnis widmete ich mich wieder den Vorräten, ermahnte mich jedoch mehr auf der Hut zu sein. Von all der Anstrengung bekam ich Hunger, weshalb ich mich nach geeigneter Nahrung umschaute. Es dauerte nicht lange bis ich eine Blume in meiner Nähe erspähte. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, als ich mich darauf zubewegte. Ich kniete mich zum Abernten ins Gras und plötzlich wurde alles um mich herum von einem grellen, weißen Schein verschluckt. Jemand hatte eine Rationsfalle aufgestellt, die mich erwischt und ausgeknockt hatte. Na toll – welch ruhmreiches Ende. Ich schwor mir, meine Niederlage in der nächsten Runde zu rächen. Das Spiel hatte mich total gefesselt.
Nach einigen Stunden war ich total erschöpft vom Spielen, also machte ich mich auf den Heimweg. Eines stand jedoch mit Sicherheit fest: Der Südlicht-Überlebenskampf wird mir und meinen Geburtstagsgästen dieses Jahr jede Menge Spaß bereiten.
Gute Nacht, liebes Tagebuch.
Deine Azalee
